Fünf Jahre Schreiben – Der Rückblick

Vor fast genau 5 Jahren habe ich bewusst mit dem Schreiben von Romanen angefangen.

Was ist seitdem passiert? Was habe ich gelernt? Was würde ich anders machen?

2017

Schon lange wollte ich einen Roman schreiben, doch nun hatte ich endlich auch die Zeit dafür. Nach der Geburt meines zweiten Kindes habe ich erste Textfetzen aufgeschrieben, (das war schon 2015/16) und im Februar 2017 bin ich der Facebookgruppe Nanowriyeah beigetreten. Das war mein erster Kontakt zu gleichgesinnten. Zu anderen Autor_innen und zu Verlagen. Denn in dieser Gruppe gibt es auch heute noch regelmäßig Challenges, in denen man zu speziellen Vorgaben seine Romane einreichen und so einen Verlagsvertrag ergattern kann.

Naiv, wie ich war, habe ich das einfach versucht. Innerhalb eines halben Jahres habe ich meinen ersten Fantasyroman geschrieben. Dank der Rückmeldung einer der Admins, habe ich schnell gemerkt, was mein erstes Problem war. Mir fehlte der rote Faden. Die Idee bestand aus zu vielen einzelnen Ereignissen ohne einen echten Konflikt. Das habe ich angepasst, neu geschrieben und ich bin wieder gescheitert. Die Story war einfach noch nicht gut genug. Ich habe viele Absagen von Verlagen erhalten, fast immer ohne Begründung.

Trotz allem habe ich nicht aufgegeben. Durch die FB-Gruppe fand ich einige Autorinnen, mit denen ich näher in Kontakt kam. Wir haben uns regelmäßig ausgetauscht und ich wusste, ich bin nicht allein. Weiterhin habe ich versucht an Challenges und Ausschreibungen teilzunehmen. Außerdem wollte ich im November 2017 beim Nanowrimo (dem national novel writing month) mitmachen und 50.000 Wörter schreiben. Es sollte Teil zwei des Romans werden, den ich kurz zuvor geschrieben hatte.

Ich bin gnadenlos gescheitert. Die Art, wie ich an die Story herangegangen bin, der Druck jeden Tag 1667 Wörter zu schreiben, ich kam in eine richtige Schreibblockade. Den Rest des Jahres habe ich gar nichts mehr geschrieben.

2018

Langsam wollte ich zurück ins Schreiben finden. Mit 100 Wörtern täglich im Januar und 200 im Februar habe ich mir ganz kleine Ziele gesetzt, die für mich erreichbar waren.

In diesem Jahr habe ich mich vor allem auf Ausschreibungen für Kurzgeschichten konzentriert. Der Vorteil: Eine Kurzgeschichte ist schneller geschrieben, als ein ganzer Roman. Ich habe bei mehreren Anthologie-Ausschreibungen teilgenommen und konnte so meine ersten Verlagserfahrungen sammeln.

Außerdem gab es eine Ausschreibung für eine Novelle. Gefordert waren um die 20-25.000 Wörter. Die Aufgabe: Schreibe eine Geschichte, passend zum Cover. Das hat mich sofort angesprochen, und so musste ich einfach mitmachen. Diese Geschichte hat mich zurück ins Schreiben gebracht. Innerhalb weniger Wochen stand die Handlung und ich habe das komplette Buch einfach runtergeschrieben. Es hat mir unheimlich viel Spaß gemacht. Leider habe ich mit dem Genre Romantasy das Ziel verfehlt. Nicht schlimm, denn „Lady Moonlight“ sollte später noch ein Zuhause finden.

Den Nanowrimo 2018 wollte ich in diesem Jahr noch einfach versuchen. Ich wollte mir selbst beweisen, dass ich es schaffe, in einem Monat die 50K Wörter zu schreiben. Ich nahm ein Mysteryprojekt und ein Spaßprojekt. Indem ich an verschiedenen Stellen weiterschrieb, habe ich mit Mühe und Not das Ziel erreicht, doch die Geschichten wurden beide nicht fertig. Das Spaßprojekt verlief in einem riesigen Plotloch, ich habe mich verrannt, weil ich ohne konkretes Handlungsziel gestartet bin. Das Mystery Projekt wurde eine Novelle, doch die Idee ist dafür zu schade. Irgendwann möchte ich doch mal einen Roman daraus machen.

Im November 2018 gab es eine weitere große Ausschreibung. Piper hat gemeinsam mit Buchszene zum großen Sportsromance Wettbewerb aufgerufen. Unter dem Motto Write! Love! Sport! wurden Liebesgeschichten zum Thema Sport gesucht. Auch wenn ich mir keine großen Chancen ausgerechnet habe, wollte ich mitmachen. Damals war ich schon der Meinung, dass ich mir etwas aussuchen muss, dass aus der Menge heraussticht. Meine erste Idee: Schach. Perfekte Sportart, um damit vermutlich die einzige Teilnehmerin zu sein. Aber dann bekam ich Zweifel. Zum einen habe ich keine Ahnung von Schach, zum anderen könnte die Jury sich vielleicht veräppelt fühlen. Das war mir dann doch zu riskant. So mutig bin ich nicht. Mein Gedankengang: Welche Sportart verbindet man nicht sofort mit sexy Kerlen? Boxen. Gebrochene Nasen, Platzwunden, das Thema war perfekt. Um nochmal einen Schritt weiterzugehen, habe ich kurzerhand die Protagonistin zur Sportlerin gemacht

2019

Die Auswertung der Challenge kam Anfang Februar. Ich landete zwar nicht in der Shortlist, bekam aber kurz nach der Bekanntgabe eine Email, dass meine Geschichte so gut gefiel, dass ich gerne eine erweiterte Leseprobe einreichen dürfe. Fassungslos habe ich diese Mail betrachtet und gedacht: Das kann doch gar nicht sein. Zum Glück fand ich andere Autorinnen, denen es wie mir ging.

Innerhalb von zwei Monaten schrieb ich das komplette Buch fertig und reichte es ein. Im Sommer bekam ich meinen ersten Verlagsvertrag für mein Debüt „Lucky Punch“. Mein Arbeitstitel wurde auch der Buchtitel und im zweiten Halbjahr durchlief ich mein erstes großen Lektorat, bei dem ich verdammt viel gelernt habe.

Das war aber nicht alles, was in diesem Jahr geschah. Da meine Novelle „Lady Moonlight“ nicht bei der Ausschreibung gewann, reichte ich sie bei verschiedenen Verlagen an. Ein Hörbuchverlag zeigte Interesse, aber die Zielgruppe meiner Geschichte war leider zu jung. Dann kam irgendwann die Antwort eines kleinen Verlages, dass die Geschichte leider zu kurz sei und die Frage, ob ich mir vorstellen könnte, die Protagonisten in ein weiteres Abenteuer zu schicken. Das habe ich gemacht. So bekam ich kurz nach dem Piper Vertrag einen für meinen Roman „Mondlichtmagie“.

Ende 2019 gab es wieder eine Challenge in der FB-Gruppe. Dieses Mal zum Thema „Winterzauber“. Sofort hatte ich eine Idee, aber gleichzeitig fehlte mir die Zeit für dieses Projekt. Als ich das meiner lieben Autorenkollegin Christina erzählte, sagte sie: „Ich habe auch keine Zeit, finde die Idee aber cool. Lass es uns zusammen schreiben.“ So begannen wir noch im Winter 2019 mit unserer Weihnachtsgeschichte.

2020

Anfang 2020 reichten wir die Weihnachts-Geschichte ebenfalls bei Piper Digital ein und bekamen kurze Zeit später die Zusage.

Im Januar erschien Lucky Punch als 5ter Teil der Sportsromance Reihe. Im März war ich auf der Buchmesse in Riedstadt und habe meine erste (grottige) Lesung gehalten. Dann wurde es chaotisch, denn Corona kam nach Deutschland und hat mein komplettes Schreibleben aus der Bahn geworfen.

Im Sommer ging es ins Lektorat von Mondlichtmagie, das nur klappte, weil mein Mann sich sehr viel Zeit für die Kinder genommen hat. Lockdown und Umzug kamen erschwerend hinzu. Das Schreiben klappte nur sporadisch, ich habe mich hauptsächlich um die Veröffentlichungen gekümmert, die alle 2020 anstanden.

Mein Fantasyherz musste im August bei der nächsten Challenge mitmachen. Die Themen waren weit gefächert. Götter, Vampire, Feenflügel. Ich hatte sogleich eine Romantasyidee mit einer kleiner Fee und kam wieder richtig gut voran. Leider hat die Geschichte es nicht auf die Shortlist geschafft, was mich zugleich demotiviert hat, an der Idee weiterzuschreiben. Sie liegt seitdem auf Eis.

Dennoch habe ich am Ende des Jahres bei der 1-Satz-Challenge von Be-ebooks mitgemacht. Dieses Mal habe ich einen Ausflug in die Romantic Sucpense gemacht. Meine Idee hat gut gefallen und ich durfte mehr einreichen. Und noch mehr. Leider war das Genre nicht mit meinen Protagonisten kompatibel. Klingt komisch? So hat es sich auch angefühlt. Mein „Roadtrip“ sollte eigentlich Romantic Suspense werden. Das bedeutet aber auch, dass es heiß her gehen soll. Meine beiden Protagonisten waren charakterlich aber nicht so angelegt, dass sie sofort übereinander herfallen. In meinem Kopf habe ich es einfach nicht hinbekommen. Daher landete die Geschichte ebenfalls in der Schuhblade. Aber der Kontakt zu Be-Ebooks war da und das Team war sehr verständnisvoll.

2021

Die erste Hälfte des Jahres war schwierig. Leben auf der Baustelle, ein Schulkind und ein Vorschulkind über Wochen daheim.

August 2021 sah ich als Startschuss, um endlich wieder mein Autorenleben so richtig aufnehmen zu können. Das Schreiben hat mir so sehr gefehlt. Es kamen so viele Ideen, aber wenn einem die Zeit und der Platz fehlen, ist es schwer, voranzukommen. Als meine kleine Tochter endlich in die Schule kam, fand ich meine Routine. Jeden Vormittag konnte ich schreiben und an meinen Projekten arbeiten.

Es gab eine neue Ausschreibung (Juhuu). Dieses Mal habe ich diese Herausforderung mit meiner Kollegin und Freundin Nadine angenommen. Die Geschichte hat uns von Anfang an so viel Spaß gemacht und wir liebten die Dynamik zwischen den Protagonisten. Es war knapp, aber wir sind kurz vor dem Ziel bei der Challenge rausgeflogen. Es scheiterte an Kleinigkeiten, die wir daraufhin geändert haben. Da schon der Kontakt zu Be-ebooks bestand, habe ich dort unsere Geschichte eingereicht, da sie hervorragend ins Verlagsprogramm passen würde.

November 2021. Obwohl ich bin Nanowrimo abgeschworen hatte, kam mir eine Idee. Zwei Wochen vor dem November stand dieses Spaßprojekt vor mir und wollte einfach aus mir heraus. Den Nano habe ich in diesem Jahr ein bisschen anders mitgemacht. Da ich die Wochenenden für meine Familie freihalte, kann ich nur unter der Woche schreiben. Mit dem Projekt habe ich also schon zwei Wochen früher angefangen, um die Wörter der Wochenenden vorzuschreiben. Das hat wunderbar geklappt und in den ganzen Stress eine gewisse Ruhe reingebracht.
Es wurde dann doch noch Chaotisch. Ich habe zwischen dem Spaßprojekt und dem Gemeinschaftsprojekt hin und hergewechselt. So kam ich zwar gut voran, aber es hat mich sehr viel Konzentration gekostet.
Das Gemeinschaftsprojekt haben wir noch im November fertig bekommen. Bei dem Spaßprojekt fehlte noch das Ende.

Im Dezember habe ich bewusst eine Schreibpause eingelegt, um zu entspannen. Außerdem kamen die Feiertage auf uns zu, an denen ich keine Zeit gehabt hätte.

Noch Ende 2021 haben wir die Zusage für das Gemeinschaftsprojekt bekommen. Die Geschichte soll im Sommer 2022 erscheinen.

2022

Im Januar bin ich wieder ins Spaßprojekt gestartet und habe es fertiggeschrieben. Es soll im Selfpublishing erscheinen und ist ein Experiment. Dazu schreibe ich vielleicht irgendwann einen eigenen Blogbeitrag. Veröffentlichungstermin soll im September sein.

Im Januar und Februar ging es dann gleich in ein ganz neues Projekt. Das Cover hierfür stand schon länger, denn das habe ich bei einem Gewinnspiel gewonnen. Es wird meine erste richtige Buchveröffentlichung im Selfpublishing.

Meine Learnings aus 5 Jahren Schreiben:

  • Kurzgeschichten sind gerade für den Anfang toll, um erste kleine Erfolge zu erzielen und zu lernen, mitten in einer Geschichte einzusteigen
  • Ausschreibungen, Challenges und Wettbewerbe können der Weg für einen Verlagsautoren sein. Was man dabei lernt: Welche Themen interessieren den Markt und was ist gerade angesagt
  • Mein Hirn ist anfällig für Herausforderungen. Ich liebe Challenges und es ist verdammt schwer, ihnen zu widerstehen.
  • 50K in einem Monat sind möglich. Aber es ist nicht meine Art zu schreiben
  • Ich habe meinen eigenen Weg gefunden, Bücher zu planen und zu schreiben
  • Am besten kann ich vormittags schreiben, wenn alle aus dem Haus sind
  • Der Kontakt zu anderen Autor_innen ist enorm wichtig, in ganz vielen Hinsichten
  • Eine Absage bedeutet nicht, dass das Buch schlecht ist

Würde ich etwas anders machen?

Vielleicht. Vermutlich ja. Es gibt Entscheidungen, die ich in der Zeit getroffen habe, die ich gerne rückgängig machen würde, die jedoch dazu gehören. Obwohl dieser Weg sehr positiv klingt, waren einige Dinge auch nicht so schön. Aber hier habe ich mich bewusst auf meine Erfolge konzentriert, um mir selbst klar zu machen, was ich verdammt noch mal alles geschafft habe.

Und wisst ihr was? Ihr könnt das auch! Wenn man etwas wirklich will, dann kann man das (in der Regel) auch schaffen.

Wo sehe ich mich in 5 Jahren?

Ich plane gerne, auch wenn ich ein absoluter Chaot in der Umsetzung bin. Mein Ziel: Mit dem Schreiben meinen Teil zum Haushaltseinkommen beitragen. Wann und ob ich das schaffe? Kein Ahnung, aber ich gebe alles.

Getagged mit: , , , , ,

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*